Interessantes aus dem Dach – Die Genisa

Genisa bezeichnet einen Raum, in dem etwas geborgen oder verborgen wurde. Im Judentum deponierte man in einer Genisa unbrauchbar gewordene oder außer Gebrauch gekommene Schriften. Sie warf man deshalb nicht einfach weg, weil sie den heiligen Namen Gottes enthielten und später auf dem Friedhof rituell begraben werden sollten. Erst spät erkannte man den historischen Wert solcher Genisot. So hieß es noch 1935 in einer Broschüre des Bayerischen israelitische Landesverband zur Ausstattung von Synagogen: „Hier – inmitten von viel Schmutz, Staub, Schutt, Ziegelsteinen, Spinngeweben etc. – muß man schon viel Liebe aufbringen, um nicht gleicht zu flüchten: aus den modrigen Haufen der Schemoth (Reste zerfetzter Gebetbücher und Thorarollen) können wir nichts Interessantes herausholen…“.
Den größten Teil der Wiesenbronner Genisa entsorgte man 1950 bei einer Neueindeckung des Daches. 2008 wurden während der Instandsetzung in den Dachtraufen noch bedeutende Reste vorgefunden. Diese wurden sorgfältig geborgen und kamen als Leihgabe nach Veitshöchheim zur Bearbeitung. Im Rahmen eines Forschungsprojektes „Genisah“ erfolgte die Inventarisierung und Auswertung. Dies ergab, dass trotz der geringen Reste alle Textgattungen vorhanden sind, die auch in den anderen Genisoth den Hauptanteil ausmachen (versch. Gebetsliteratur, Bibeln und Bibelübersetzungen, Minhagim, Ritualia). Daneben gab es kleinere Besonderheiten, wie z. B. bisher unbekanntes jiddischer Literatur, Mesusarollen oder zahlreiche Lulav- und Arawothfragmente, die von Feststräußen herrühren.

Direkt unter den Ziegeln im Bereich der Dachtraufe fanden sich Reste einer Genisa, unbrauchbare gewordene, religiöse Literatur.

Der Zahn der Zeit hatte an den erhaltenen Papierfunden stark genagt. Vollständig erhaltene Bücher oder Hefte konnten nicht gefunden werden.

In einer Bibelübersetzung aus dem Jahre 1741ist dieser Holzschnitt abgedruckt. Er zeigt Rebekka am Brunnen, als Elizier sie um einen Schluck Wasser bittet. Elizier, ein Knecht Abrahams, war auf der Suche nach einer Braut für Isaak.

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